Guten Morgen
Seit der Kindergartenzeit weiss ich, dass das was weiter unten heraus steht, irgendwie nicht passt.
Dieses Gefühl habe ich fast 55 Jahre lang verdrängt. Erst als sehr viele Termine bei Psychiatern und Psychologen (auch Eheberatungen) nichts brachten, dachte ich dass Transsexualität das letzte Thema ist was bis jetzt nie direkt angesprochen wurde. Vermutlich aus Scham oder weil ich meine Familie nicht zerstören wollte habe ich bis dann geschwiegen und leider auch viel gelitten.
Anfang 2016 hielt ich es mental nicht mehr aus und habe um Hilfe beim Universitätsspital Zürich angefragt. Dort hat man mir aber mitgeteilt dass nur eine Behandlung nach einer Überweisung durch den Hausarzt durchgeführt werden kann. Nun, ich bin eng befreundet mit meinem Hausarzt. Wie soll ich ihm so etwas mitteilen? Nach einem langen Gespräch hat er dann eine Überweisung ans USZ geschickt.
Bald darauf wurde ich für ein Erstgespräch zur Abteilung Psychiatrie mit einer Psychologin eingeladen. Diese Psychologin war speziell für die Betreuung von Fragen wie Transsexualität beim USZ angestellt. Nach ein paar Monaten mit wöchentlichen Sitzungen wurde bereits die Diagnose gestellt ( F64.0 Transsexualität).
Nachdem ich meine Ehefrau, meinen Sohn, meine Mutter und meine anderen 6 Geschwister über die Diagnose informiert habe (man sagt dem glaub ich Outing), wurde ein grober Transitionsplan erstellt.
Weitere Sitzungen mit der Psychologin, Logopädie (Erlangung einer weiblichen Stimmlage), Dermatologie (Barthaarentfernung), Endokrinologie (Hormontherapie). Über mögliche Operationen wurde damals nur vage diskutiert.
Mittlerweile bin ich beim fünften Endokrinologen (ich habe nach 6 Monaten die weitere Einnahme von Androcur verweigert da ich stark depressiv wurde und man wollte mir im USZ auch kein Progesteron verschreiben).
Da die Bartentfernung mit Laser nur bei dunklem Barthaar funktioniert musste man nach 5 Sitzungen die Behandlung abbrechen weil ich dann nur noch weisse (pigmentfreie) Barthaare hatte. In den Schweiz gab es damals keine von der Kasse bezahlte Haarepilation, ich hätte dann über einen Kosmetiksalon alles selber bezahlen müssen. Damals war ich arbeitslos und hatte keine finanziellen Mittel um das bezahlen zu können.
Mit der Hilfe von einer Psychiaterin (ist selber betroffen) haben wir einen Kampf für die Bartbehandlung im Ausland gewonnen. Die Kasse hat dann die Kosten für eine Marathonbehandlung in Belgien übernommen.
Und mit der Zeit wurde der Wunsch nach einer GaOP und BA immer grösser. Nach vielen Recherchen war mit klar dass für mich nur eine Behandlung in der Suporn Klinik in Thailand in Frage kommt. Ich wollte in meinem Vaginalkanal weder Penis- (die penile Inversionstechnik und auch die kombinierte Methode) noch Darmhaut (Colon Sigma Vaginoplastie) haben. Ich hätte mich über mich selbst geekelt, und die Vaginaltiefe wäre völlig ungenügend geworden.
Die PPT (Peritoneal Pull Through Technik) war mir damals noch zu neu und zu wenig erprobt.
Und die Chonburi-Flap Technik wird in der Suporn Klinik aber schon seit 2001 angewendet und wurde mittlerweile bei über 3000 Patientinnen erfolgreich durchgeführt. Der Vaginalkanal besteht zu 100% aus gemeshter Skrotalhaut (Haut vom Hodensack, das gleiche Gewebe wie bei Frauen). Zudem wird der Rest der Harnröhre (deren Epithelzellen können Mukus=Feuchte erzeugen) mit in den Vaginalkanal einoperiert. In der Schweiz wird das inzwischen als "Modifikation", zusammen mit der kombinierten Methode angeboten.
Die Eichel ist beim Mann grösser und beim Modellieren der weiblichen Klitoris wird bei den anderen Operationsmethoden viel sensitives Gewebe einfach weggeworfen. Einzig Dr. Schaff hat da etwas probiert mit dem Erhalt dieser Nervenstränge, hat sich dafür aber extra 3000 Euro zahlen lassen weil die Kassen diese Kosten nicht übernommen haben. Frauen dürfen doch nicht zu viel spüren? Die Suporn Klinik legt nach Anfertigung der Klitoris dieses übrige Nervengewebe der Eichel wie ein Origami übereinander und bringt dieses "Organ" etwas unterhalb der eigentlichen Klitoris an. Das ist der Chonburi-Flap. Niemand sonst auf der Welt führt diese Technik durch. Falls ihr mehr Details wünscht kann ich gerne weitere Informationen nachliefern. Ich halte mich aber sonst aus Diskussionen heraus da es zu viele "Besserwisser" gibt.
Wegen Covid hat sich aber meine GaOP verzögert und im Mai 2021 konnte ich nach Verbringen meines Geburtstags (65) in Quarantäne doch noch operiert werden. 10 Tage später musste ich nochmals ins Spital, diesmal für den BA=Brustaufbau.
Im Gesicht werde ich nichts machen, ich kenne zu viele Personen welche nach Jahren der OP immer noch Bereiche ohne Sensitivität haben. Zudem habe ich beim Gesicht keine Dysphorie.
Es wäre noch viel zu sagen, aber der Text ist nun eh schon zu lang geworden.
Liebe Grüsse
Marilynn Andrea Michelle
Marilynn stellt sich vor
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Susi T
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Re: Marilynn stellt sich vor
Hallo und willkommen Marilynn,
hoffe du zählst es nicht zur Besserwissererei wenn ich dir erzähle, was mein Wissensstand ist, das Dr. Witzcak nach ihrer gemeinsamen Zeit in Tailand zusammen mit ein paar Ärzten die Chonburi-Flap weiter entwickelt hat, könnte daher auch ein Schweizer dabei gewesen sein, ich weiß sonst noch von nem Kanadier. Ist in München Planegg seid ein paar Jahren im Roll Out. (Mit Harnröhre als gestielten Variante, kein Mesh)
Hab selber die OP im Sommer gehabt, Freundinnen fast 2 Jahre früher. Vorgespräche darüber im Frühjahr 2023.
Würde allerdings sagen das der CF näher Richtung Vaginalkanal angebracht ist, sozusagen mein persönlicher G Punkt^^.
Wird aber nicht groß erzählt, da anderes im Vordergrund stehen sollte.
Hab ansonsten aber Aufgrund von hoher Sensorik in anderen Bereichen noch zuviel Input und hoff da auf Reduzierung bei der Korrektur, aber das ist persönlich Kompliziert ^^.
Liebe Grüße, Susi
hoffe du zählst es nicht zur Besserwissererei wenn ich dir erzähle, was mein Wissensstand ist, das Dr. Witzcak nach ihrer gemeinsamen Zeit in Tailand zusammen mit ein paar Ärzten die Chonburi-Flap weiter entwickelt hat, könnte daher auch ein Schweizer dabei gewesen sein, ich weiß sonst noch von nem Kanadier. Ist in München Planegg seid ein paar Jahren im Roll Out. (Mit Harnröhre als gestielten Variante, kein Mesh)
Hab selber die OP im Sommer gehabt, Freundinnen fast 2 Jahre früher. Vorgespräche darüber im Frühjahr 2023.
Würde allerdings sagen das der CF näher Richtung Vaginalkanal angebracht ist, sozusagen mein persönlicher G Punkt^^.
Wird aber nicht groß erzählt, da anderes im Vordergrund stehen sollte.
Hab ansonsten aber Aufgrund von hoher Sensorik in anderen Bereichen noch zuviel Input und hoff da auf Reduzierung bei der Korrektur, aber das ist persönlich Kompliziert ^^.
Liebe Grüße, Susi
Das beste Make-up einer Frau ist Glücklich sein